68 km und 5.000 hm im Herzen der Ile de Beauté
Der korsische "Mohrenkopf", Symbol der Freiheit
Die Burg in Corte
Als ich im Forum des UTMB erstmals von diesem Trail gelesen habe, stand für mich sofort fest, dort laufen zu wollen.
Lange Jahre war die Insel der Schönheit, wie die Korsen ihre Heimat stolz und völlig zu Recht nennen, eines meiner bevorzugten Urlaubsziele gewesen.
Das Gebirge im Meer ist vom Massentourismus weitgehend verschont geblieben und für Bewohner aus dem Süden Deutschlands auch relativ günstig zu erreichen. Die Insel bietet schier unendliche Möglichkeiten. Wandern und Bergsteigen bis zum Nachmittag vertragen sich durchaus mit einem abendlichem Bad im schon ab Mai gut erwärmten Mittelmeer.
Der Restonica Trail wurde 2009 erstmals ausgetragen. Die Informationen auf der Website ( 2009 leider nur in Französisch) waren anfänglich mehr als dürftig und teilweise auch widersprüchlich.
Ich meldete mich dennoch frühzeitig an und vertraute darauf, dass die mediterrane Leichtigkeit der Korsen alle evtl. Hindernisse überwinden würde.
Der Lauf startete am 04.07.2009 im Herzen der Insel in der ehemaligen Hauptstadt Corte und umrundet in einem weiten Bogen das Restonica Tal, eines der landschaftlich schönsten Täler Korsikas mit seinen bekannten Seen (Lac de Melo, Lac de Ninu).
Nach wohl mehrfachen Änderungen der Strecke wurde die Distanz letztendlich mit 68 km bei einem Höhenunterschied von 5.000 m (+/-) ausgeschrieben. Teile der Strecke verlaufen auf dem GR 20, dem bekannten Weitwanderweg, der Korsika von Nord nach Süd durchzieht. Teilabschnitte des GR 20 kannte ich bereits von meinen früheren Besuchen und damit konnte ich auch die zu erwartenden technischen Schwierigkeiten gut einschätzen.
Wege in den Gebirgsregionen Korsikas haben in der Regel nur wenig mit den Wanderwegen in unseren Alpen gemein. Sie sind häufig nur schmale Pfadspuren, steinig, steil und teilweise ausgesetzt, bieten also alles, was für einen harten Trail notwendig ist.
Obwohl Korsika eine von der Sonne verwöhnte Insel im Mittelmeer ist, herrschen in den Hochlagen durchaus alpine Verhältnisse. Die Schneefelder schmelzen in den Hochlagen auch im Hochsommer nicht vollständig ab. Während die Temperaturen an den Küsten im Juli deutlich über 30° erreichen, kann es im Gebirge, besonders bei starkem Wind, empfindlich kalt werden. Auch das Gewitterrisiko ist nicht zu unterschätzen.
Wir fanden allerdings beste Bedingungen vor. Sonnenschein und eine stabile Hochdrucklage versprachen für den Starttag ein besonderes Lauferlebnis.
Der Streckenverlauf...
... und das Höhenprofil
Bilder sagen mehr als viele Worte
Vor dem Start am 03.07.2009; 05:00 h
Corte liegt noch im ersten Morgenlicht
Die ersten Höhenmeter führen uns direkt in die Sonne
Bizarre Felsformationen...
...begleiten uns auf die Bocca Canaglia
Nach dem ersten Anstieg von ca. 1.200 hm...
... warten freundliche Helfer an der 1. Verpflegungsstelle.
Die Sonne brennt ins Tal
Wasser und Fels
Korsika ist das Gebirge im Meer
Auf dem Weg zum Lac de Ninu
Lac de Ninu
Kontrollstelle weitab der Zivilisation
Anstieg zur Punta le Porte (2.200 m)
Steil und ausgesetzt geht es dann hinunter zum Lac Melo und Lac Capitellu
Einfach nur schön
Beste Betreuung an der Verpflegungsstelle am Refuge de Manganu
Gegenverkehr beim nachfolgenden Anstieg
Das Restonica Tal
Und schon wieder stehen freundliche Helfer bereit
Im Tavignanu Tal
Corte kommt wieder Sicht
Bei der Erstauflage 2009 konnten 26 von 41 Startern den Lauf erfolgreich beenden. Den parallel angebotenen Tavignanu Trail (30 km bei 2.500 hm) nahmen 88 LäuferInnen unter die Hufe. Davon erreichten 75 das Ziel.
Die Organisation war bei meiner Teilnahme einfach perfekt. Ich hatte den Eindruck, dass auf jeden Läufer mehrere Helfer kamen, die nahezu jeden Wunsch erfüllten.
Die Strecke ist äußerst anspruchsvoll und führt über weite Passagen durch nahezu unberührte Natur. Sobald sich das Feld auseinandergezogen hatte, was bei der geringen Teilnehmerzahl nicht lange dauerte, war ich überwiegend alleine unterwegs. Zuschauer gab es auf der Strecke nahezu keine, da nur wenige Stellen leicht erreichbar sind.
Also genug Zeit, um im eigenen Rhythmus zu laufen und die Schönheiten der Insel zu genießen. Die Markierungen waren nicht üppig aber ausreichend. Bis auf einen einmaligen Verhauer hatte ich keine Orientierungsprobleme.
Nach Zielschluss fand eine ausführliche Siegerehrung statt. Jeder Finisher erhielt ein Funktions-T-shirt und eine leichte Finisher-Weste. Neben einem Gutschein für ein Essen nach dem Lauf waren im Starterpaket diverse korsische Spezialitäten und eine Flasche regionaler Wein. Mit dem ließ sich der Lauf am Abend gut feiern.
Ich kann den Restonica Trail uneingeschränkt empfehlen. Neuauflage ist am 03.07.2010.
Wer jetzt Lust bekommen hat, kann sich dabei auch 2 Qualifikationspunkte für den UTMB holen.
Korsika ist mit dem Auto und der Fähre gut erreichbar. Wir flogen sehr preisgünstig mit Tuifly von Memmingen aus (Flugzeit ca. 1:15 h) und waren dann auf der Insel mit dem Mietwagen unterwegs.
Die korsische Gastfreundschaft ist legendär. Lediglich in den touristischen Zentren gibt es hin und wieder auch einige wenige unfreundliche Zeitgenossen.
U paradisu bietet vielfältige Informationen zu Corte und dem Restonica Tal
Die polyphone Musik Korsikas hat einen besonderen Reiz: