Irgendwann auf dem Weg nach Vallendar fanden sich dann Jordy Ariens und Markus Liesch.
Jordy ist Holländer und ich kenne ihn eigentlich seit dem JUNUT. Trotzdem hatte ich ihn schon im VP in Braubach schlaftrunken auf Französich angesprochen, nur weil er ein Finisher-Shirt des Trail Infernal anhatte, das sich in gleicher Ausführung auch bei mir im Schrank befindet.
Markus, Jordy und ich sind etwa im gleichen Tempo unterwegs. Wir harmonieren perfekt. Wir laufen "by fair means", das heißt ohne GPS. Trotz angeregter Unterhaltung sieht einer von uns Dreien immer die richtige Markierung oder Abzweigung.
Eric und Maike Tuerlings überraschen uns auf dem Weg nach Vallendar mit einem improvisierten VP. Sie mussten leider beide abbrechen und stehen jetzt an der Strecke, um die verbliebenen Teilnehmer zu unterstützen. Vielen Dank dafür. Auch Margot ist gekommen. Leider bleibt uns wenig Zeit. Wir wollen und müssen weiter.
Frank Niklisch überrascht uns am Spätnachmittag des dritten Tages bei einer kurzen Schlafpause. Danke für das Bild.
Auf dem Weg zur nächsten Drop-Bag-Station in Feldkirchen (km 222) beginnt die dritte Nacht. Wir kommen zwar gefühlt gut voran, die kaum geringer werdenden Entfernungsangaben auf den Wegweisern frustrieren allerdings. Mehrfach korrigieren wir unsere geschätzte Ankunftszeit in Feldkirchen.
Als wir in Rengsdorf immer noch keinen Wegweiser nach Feldkirchen finden, sinkt unsere Stimmung deutlich ab. Auch Markus, der die Strecke gut kennt, wird recht still. In Rengsdorf laden wir uns an einer Grillhütte zu einem Polterabend ein. Ein großes Feuer wärmt uns, wir werden bestens umsorgt. Es ist aber auch nicht zu überhören, dass man uns nicht unbedingt für normal hält.
Jordy will eine kurze Ruhepause einlegen und schickt Markus und mich alleine weiter. Er weiß, dass in nicht allzu großer Distanz hinter uns weitere Läufer kommen und will dann mit denen weiter bis nach Feldkirchen laufen.
Auf dem Weiterweg verfluchen Markus und ich den Veranstalter mehrfach. Scheint doch seine Entfernungsangabe nach Feldkirchen völlig falsch zu sein. Wie sich später herausstellt, waren es statt der angegebenen 31 km wohl eher 45 km.
Gefühlte 20 mal blicken wir hinab ins Rheintal um den Kühlturm des AKW Mühlheim-Kärlich aus ebenso vielen Perspektiven zu sehen, nur um dann wieder in irgendeinen Wald einzutauchen.
Dementsprechend froh sind wir, als wir nach endlos erscheinenden Schleifen durch die nächtlichen Wälder gegen 04:00 h in Feldkirchen eintreffen.
Der mehr als freundliche Empfang im VP, die warmen Nudeln mit scharfer Bohnensoße und ein Bier versöhnen mich allerdings ganz schnell. Wir erfahren, dass die ursprünglich für 06:00 h vorgesehene Cut-Off-Zeit auf 08:00 h verlegt wurde. So können wir duschen, etwa 1 Stunde schlafen und uns gegen 07:15 h auf den Weiterweg machen.
Über Rheinbrohl (km 255) geht es nach Linz am Rhein (km 275). Am dortigen VP auf dem Marktplatz melden wir uns nur kurz, ziehen es aber vor, in einem der vielen Restaurants im Schatten zu sitzen. Markus, Jordy und ich wollen unbedingt etwas Frisches essen und bestellen uns Salate. Auch der Flüssigkeitshaushalt wird erfolgreich reguliert. Vor allem Markus ist danach wie "beflügelt".
Nur noch eine gute Marathondistanz trennt uns vom Ziel in Bonn. Auf dem Weiterweg bekommt unsere Gruppe Zuwachs. Erst schließen sich Petra Scheunemann und Jürgen Bultmann an, später auch noch Karl Graf.
Jordy Ariens
Jürgen Bultmann und Petra Scheunemann
Ein Kuriosum an der Strecke
Das Dreamteam auf der Sonnenbank
Der letzte VP vor dem Ziel wartet in Rhöndorf (km 295) auf uns. Die vierte Nacht ist angebrochen. Das VP-Team ist genial. Nahezu jeder Wunsch wird uns erfüllt. Nebenbei gab es die beste Pizza meines Lebens. Vielen Dank für Euer Engagement.
Noch 25 km bis Bonn. Wir kalkulieren gut 5 Stunden. Schnell sind wir nicht mehr, aber dafür einfach gut drauf. Das ändert sich auch nicht, als wir uns auf dem Petersberg verlaufen und eine Ehrenrunde drehen.
Kurz bevor wir an den Rhein absteigen, opfern wir Gummibären und Lakritze auf dem ganz offensichtlich dafür vorgesehenen Steintisch. Die Laufgötter waren uns schließlich mehr als gnädig.
In der Morgendämmerung erreichen wir Bonn. Bis zum Marktplatz sind es noch etwa 3 km. Immer am Rhein entlang, über die Kennedybrücke, dann fassen wir uns bei den Händen und laufen 83:33 h nach dem Start in Wiesbaden auf den Markplatz von Bonn. Margot ist da und umarmt mich. Ich bin mehr als glücklich.
Stolze Finisher des WiBoLT 2014
Auch die Finisher-Westen können die leichten Haltungsschäden nicht kaschieren
Dass man auch schneller kann als unsere Sechser-Bande, zeigt eindrucksvoll Rene Strosny. Er ist mit einer Zeit von 52:54 h einfach unglaublich schnell. Herzlichen Glückwunsch und Respekt für diese Leistung.
Wir Sechs teilen uns voller Freude Platz 12 in der Gesamtwertung. Von 59 Startern kommen immerhin 31 ins Ziel. Eine Finisherquote von 53 Prozent kann sich sehen lassen.
Ein riesengroßes Dankeschön an Michael Eßer, seine Familie und an alle Helfer. Ihr habt Großes geleistet. Ich weiß nur zu gut, welchen Zeitaufwand ihr in die Vorbereitung stecken musstet, um uns Läufern das Erlebnis WiBoLT zu ermöglichen. Lässt man mal die Distanz außen vor, ist der WiBoLT so wie ein Lauf für mich sein sollte: Klein aber fein, von Läufern für Läufer, einfach top!
Die beste Frau von allen hat mich entlang der Strecke immer wieder getroffen. Dich zu sehen und in den Arm nehmen zu können, hat mir viel geholfen. Danke Margot.